Fuhrpark-Notizen.de

No bolt left unturned.

Lager-Wirtschaft

Schon beim Kauf des Biests war mir bewusst, dass es ein bisschen was zu basteln gäbe. Das wahre Ausmaß des Wartungsstaus habe ich dann aber doch unterschätzt.

Ob festgegammelte Bremszangen, ölverkohlte Ventildeckel oder schlampig durchgeführte Elektrikarbeiten … mittlerweile kenne ich so ziemlich jede Ecke des weitläufigen Autos.

Als ganz besonders nervig erweist sich die Kaskadierung der Probleme. Eine undichte Wasserpumpe endete über mehrere Schritte in einem deutlich zu geringen Öldruck (diese Verkettung dämlicher Umstände verarbeite ich vielleicht noch mal in einem späteren Artikel).

Aufgrund der bisweilen doch längeren Lieferzeiten kommt es bei anstehenden Arbeiten dann auch noch häufig zu einem Phänomen, das der Amerikaner „scope creep“ nennt: „Wenn ich das eh schon alles auseinander nehme, kann ich doch auch gleich noch X wechseln.“
Passend dazu stellt man dann beim Arbeiten fest, dass man leider Teil Y ganz vergessen hat, das entweder auch schon starken Verschleiß aufweist oder man hat es beim Zerlegen einfach kaputtgemacht.

Der letzte große Eingriff begann so: In einigen Kurven gab irgendetwas im Antriebsstrang ebenso schwer definier- wie lokalisierbare Geräusche von sich. Eine Zeitlang war es weg, dann kehrte es plötzlich mit Kreischen und Zähneklappern zurück. Verdächtigt habe ich zuerst das Verteilergetriebe (da steckte nämlich ein neuer Stellsensor drin), dann die Bremse (da hatte schon mal was geschliffen). Ich war mir jedenfalls einig, dass das Geräusch eher Mitte-Hinten verortet war.

Aufgebockt, zufällig am Rad gerüttelt … oh. Mächtig Spiel am Radlager vorne rechts und entsprechende Geräusche. So konnte man auf jeden Fall keinen Meter mehr auf der Straße fahren.

Und irgendwie ging es von da an rapide bergab. Trotz sofortiger Bestellung ließ das Lager doch einige Zeit auf sich warten. Dann war es natürlich zu dieser Zeit noch bitterkalt abends. Nirgends ließ sich eine passende Nuss für die Achswellenmutter finden; musste also auch bestellt werden. Nabe festgerostet. Hammer zu klein. Kein passender Meißel. Halter für das ABS-Sensorkabel abgebrochen und im Querlenker steckengeblieben. Stichwort Querlenker: Die Traggelenke vorne entpuppten sich bei der Gelegenheit auch gleich als am Ende ihrer Lebensdauer.
Alles zusammengebaut, Kabel vergessen. Alles auseinandergebaut, Kabel wieder eingefädelt. Alles zusammengebaut, Schraube klemmt am verbogenen Spritzschutz. Alles auseinandergebaut, Spritzschutz gerichtet. Alles zusammengebaut.

Und das war jetzt nur vorne rechts.

Mit etwas mehr Vorlauf konnte ich dann auch die Teile für die restlichen Lager (auch Hinterachse) zusammentragen. Lustigerweise haben mich die meisten Probleme der rechten Seite auch auf der linken Seite vollkommen überrascht … zuzüglich eines fiesen Schnitts in den Daumen („Hm, eigentlich sollte ich mal Handschuhe anz….aaaaargh!“).

An der Hinterachse kam dann der Rest dazu, der vorne einfach nicht schiefgehen konnte. Extrem wehrhafte Steckachsen, die sich dank der ESP-Sensoren nicht weit genug einschieben ließen, um die C-Clips am Ende herausziehen zu können. Klemmende Lager beim Aus- und beim Einbau. Glanzleistung: Um das Getriebe auf Neutral stellen zu können, musste der Schlüssel stecken. Prompt war am Ende des Schraubertages die Batterie alle. Danach fiel mir dann ein, dass ich ja auch das Verteilergetriebe neutral schalten kann.

Ende vom Lied: Immer noch ein leichtes Mahlgeräusch im Antriebsstrang (bleiben eigentlich nur noch die Kreuzgelenke), aber durch die neuen Lager 10% weniger Verbrauch. Anscheinend haben durch die Raus- und Reinklopperei der Steckachsen die Diff-Lager gelitten, denn das Axialspiel der Hinterachse ist mehr (und lauter) geworden. Tenor im Netz allerdings: ist normal.

Vor einem Tausch der Lager schrecke ich noch zurück, weil dafür der Diff-Korb neu ausdistanziert werden müsste. Solange es jetzt nicht schlimmer wird, warte ich lieber drauf, dass das Sperr-Diff irgendwann die Grätsche macht und ich dann sowieso ein TrueTrac einbauen kann/muss.

Als nächstes auf dem Programm stehen erstmal:

  • Check und Tausch Airbagsensor
  • Öl- und Filterwechsel Automatikgetriebe inklusive Austausch aller Schaltventile und Sensoren (Fehler Öldruck im Fehlerspeicher – wahrscheinlich der Grund für den Schaltschlag P-1/R und 1-2)
  • Abbau/Reinigung Ansaugbrücke inklusive Tausch Klopfsensoren und Öldruckgeber (Vermutete Quelle für Ölverlust und falsche Anzeige des Öldruckmessers)
  • Erneute Demontage und peniblere Abdichtung der Ölwanne
  • Tausch Kurbelwellendichtung vorne, Tausch Servopumpe (Ölverlust, Servopumpen-Jaulen)
  • Revision Vorderachse (Traggelenke, Gummilager, Spurstangen, Stoßdämpfer)
  • Check Klimaanlage

Designed For Destruction

Gemeinsamkeiten zwischen Motorrollern und Kaffeemaschinen sind im Allgemeinen recht gering. Bei unserer Saeco-Kaffeemaschine (per definitionem eigentlich ein Kaffeevollautomat) zeigt sich jedoch ein Design-Wesenszug, der sich auch im fast unzerstörbaren (dazu vielleicht später mal mehr) Honda Bali wiederfindet: Eine Konstruktion, die das eigene Scheitern bereits vorsieht.

Beim Honda Bali ist es eine Redundanz an leicht abbrechenden Verkleidungshaltern, und das bei einer Verkleidung, die ohnehin schon so konzipiert ist, dass sie immer noch zusammenhält, wenn man sowieso alle Halter abgebrochen und obendrein die Schrauben verbummelt hat.

Die Kaffeemaschine ähnelt da nicht nur bei der mehrfach verschruabten und verschränkten Verkleidung, nein, es wird beispielsweise auch das Versagen von Dichtungen einkalkuliert. Deswegen hat man einen doppelten Boden konzipiert, der zwar Flüssigkeit ablaufen lässt, damit elektrische Bauteile nicht im Wasser stehen, gleichzeitig aber auch verhindert, dass die ganze Brühe ungehindert unter die Maschine läuft.

Vielleicht sollte ich mir doch mal ein italienisches Auto zulegen. Schraubertschnisch schreckt mich so langsam ja nichts mehr.

Von Fähren und Bären

Rock'n'Range RoversUnser einheimischer Guide Paul trifft es auf den Punkt. „It’s prescout!“ Wir stehen schon wieder vor einem „Durchfahrt verboten“-Schild. Mich wundert nichts mehr, mein Gepäck steht schließlich auch noch in Frankfurt.

Prescout, da heißt, bevor ausgewählte Abenteurer und später zahlende Kundschaft durch die Wildnis British Columbias reisen dürfen, müssen erst Strecke, Übernachtungen und alle anderen unwägbarkeiten erkundet werden. Wir stehen jetzt in der Mitte der Tour, haben auf der South Thompson Ranch in Kamloops die Teams gewechselt und wollten heute eigentlich durch ein Indianerreservat in Richtung Clinton fahren. Aber eben dieses Reservat verbietet unter Androhung bösester Konsequenzen jegliche Durchfahrt und so müssen wir auf den ungeliebten Freeway ausweichen. Doch schon nach kurzer Strecke findet unser Tour-Chef und Berufsabenteurer Dag Rogge eine schön unwegsame Forest Service Road. Weiter geht es über die Service-Schneise einer Gas-Pipeline, bevor wir etwa gegenMittag zur ersten Aufgabe gelangen- Später sollen hier die Teilnehmer einen Geländeparcours mit einer bestimmten Durchshcnittsgeschwindigkeit fahren. Wir testen und finden heraus, dass die Vorgaben etwas weltfremd geraten sind. „It’s prescout!“
Gut, die Änderungen sind verzeichnet, aber wir müssen uns sputen: Gegen 18:45 Uhr macht die Fähre am Fraser River Feierabend und der Fährmann soll nicht eben freundlich sein.

Schnell in Clinton die Tanks aufgefüllt und weiter. Die Benzinpreise liegen etwa auf der Hälfte der deutschen Preise, was für die Kanadier schon unerhört teuer ist. Egal, denn Dieselfahrzeuge von Land Rover gibt es in Kanada nicht. So besteht unser Konvoi aus mehr oder weniger großvolumigen Benzinern. Dag und Claudia fahren einen mit Navigations- und Computertechnik vollgestopften Freelander V6, der rest der Organisationsmannschaft verteilt sich auf „Disco Küche“ und „Disco Foto“ mit 4,6-Liter-V8-Motoren aus dem alten Range. Wir Teilnehmer sind kommoderweise in zwei Range Rover 4.4 V8 untergebracht. Bei den späteren Reisen wird der Hauptanteil der Truppe aus Freelandern bestehen.

Es wird 18:30 Uhr und die Fähre ist noch nicht in Sicht. Die Schotterstraße hinunter in den beeindruckenden Fraser Canyon ist eng und mit unübersichtlichen Kurven gespickt, am äußeren rand geht es direkt in die Tiefe. Im Foto-Disco lehnt sich Thomas Grimm dennoch halsbrecherisch aus dem Fenster, um die besten Bilder zu schießen.

Abstieg zum Fraser River19:00 Uhr. Wir sind am Fluss, die Fähre ist gerade auf dem Rückweg zu unserem Ufer. Der Fährmann versteckt sein Gesicht hinter Sonnenbrille und Nikolausbart und scheint kleine Kinder zum Frühstück zu fressen. Mit einem mulmigen Gefühl fragen wir den „Grumpy Old Ferryman“, ob er uns nicht vielleicht doch noch übersetzen könne. Am Ende der Überfahrt wissen wir, dass er und sein Bruder sich zweiwöchentlich ablösen, in der Freizeit nach Vancouver fahren und dies schon ihre zweite Fähre sei. „Das hab ich noch nie erlebt“, wundert sich Paul, als wir später direkt am Flussufer die Zelte aufbauen, „so gesprächig war der in den letzten zwölf Jahren nicht!“

Küchenvirtuose und Camel-Trophy-Veteran Stefan zaubert ein vorzügliches Abendessen auf dem Gasgrill und nach einem letzten Glas Wein a, Lagerfeuer krabbeln wir übermüdet in die Zelte. Am nächsten tag stehen Höhenmeter auf dem Programm. Direkt aus dem Fraser Canyon schrauben wir uns auf den Forststraßen bis in 2000 Meter Höhe zum Gipfel des China Head Mountain. Wir fahren ständig in der Untersetzung, an einigen Stellen geht es nicht ohne Einweiser und dennoch fahren sich ein Disco und der Freelander fest.

Hier oben liegt auch im Juni noch Schnee und an Winterreifen hat keiner gedacht. Also Spaten und Winde klarmachen, Bergegurte werden ausgerollt und nach einer halben Stunde ist alles wieder fahrbereit. Im nächsten Tal gibt es eine kleine Pause, bevor wir uns mit dem Poison Mountain an einen weiteren Zweitausender wagen. Dag schaltet jetzt das Funkgerät auf die Holzfäller-Frequenz, denn ohen Absprache kann es leicht passieren, dass hinter einer Kurver plötzlich ein 80 (!) Tonnen schwerer Holz-Truck auftaucht. Ohne derartige Zwischenfälle erreichen wir die Tyax Lodge. Mein Gepäck hat es in der Zwischenzeit noch nicht hierher geschafft. „It’s prescout!“ ist alles, was mir dazu einfällt. Die Lodge ist der erfüllte Lebenstraum von Gus Abel. Der Hamburger hängte irgendwann seine Kapitänsmütze an den Nagel und baute mithilfe von einigen Investoren die größte freistehende Holzlodge Kanadas. Hier wartet die nächste Special Task auf die Teilnehmer: Aus vorgesägten Baumstämmen muss ein Floß gebaut und damit der See überquert werden. Zurück geht es mit dem Kanu, dann folgt noch eine Strecke mit dem Fahrrad. Die Sportfreaks müssen das natürlich gleich ausprobieren. Fotograf Thomas, Kollege René und ich dagegen eintern eins von Gus‘ Mietbooten und tuckern hinterher. Mitten auf dem See geht uns der Sprit aus, Thomas darf rudern. Dass in den Booten grundsätzlich ein Reservekanister liegt, merken wir nicht.

Nach dem Essen entspannen wir und im 40 Grad heißen Jacuzzi unseres Chalets. Da die Lodge ständig ausgebucht ist, konnte Gus diese kleinen Häuschen rund um das Haupthaus errichten lassen. Nur sollte man nachts nicht unbedingt zwischen den Cahlets hin und her laufen., wie den anderen teilnhemern ein Schwarzbär in Gus‘ Garten zeigt. Völlig unbeeindruckt von den glotzenden Leuten im Wohnzimmer turnt er auf dem Gartengrill herum.
Bear On The RunDer nächste Tag ist dem Gold verschrieben. Von Tyax aus geht es über Gold Bridge nach Bralorne. Indem beschaulichen Städtchen wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tonnenweise Gold gefördert. Als dann Ende der 50er-Jahre die Funde ausblieben, übernahmen Hippies die ehemalige Arbeitersiedlung am Hang. Doch schon 1970 verließen auch sie die Häuser, von denen heutzutage fast nur noch trümmer zu finden sind. Die kleinen glänzenden Nuggets, die Claudia am Fluss findet, entpuppen sich leider als Katzengold. Weiter unten im Tal wird allerdings seit kurzem wieder nach Gold geschürft.
Einige Meilen weiter sitzt dann tatsächlich ein leibhaftiger Bär auf der Piste. Wir fahren langsam heran. Der Bär dreht sich kurz um, wendet sich wieder ab. Dann scheint der Groschen zu fallen, er dreht sich erneut um und ergreift im Schweinsgalopp die Flucht. Weg ist er.
Weiter geht es vor einem atemberaubenden Bergpanorama, oben liegt auch wieder Schnee. Gebannt von der Landschaft rauschen wir fast in eine Straßensperre: Hier wird mit einer Seilbahn Holz gerückt. Ein Arbeiter mit einer meterlangen Kettensäge winkt uns durch, wir können die Fahrt ins Tal fortsetzen. Unser Etappenziel heißt Pemberton, doch die Gegend sieht aus, als wäre man im Zillertal gelandet. Saftig grüne Wiesen und hohe Berge mit schneebedeckten Gipfeln liegen beiderseits der Straße. Pause zum Tanken und Eis essen. Von Pemberton ist es nur noch ein Katzensprung bis zum idyllischen Campingplatz am Harrison Lake.
Auch diese Einrichtung ist fest in europäischer Hand: Jakob kommt aus Holland und ist irgendwann hier hängengeblieben. Kein Wunder, bei diesem berauschenden Seeblick. Für das letzte Essen in der Wildnis gibt Stefan seinem Grill noch einmal richtig die Sporen. Fisch und Fleisch munden vorzüglich, am Lagerfeuer gibt es noch Marshmallows und ein bisschen traurig ist jeder, dass es morgen schon nach Vancouver zurückgeht. Aber Dag muntert uns auf: Es soll auf dem Weg noch eine ahmmerharte Offroad-Prüfung geben. In der Nacht haben wir erstmals schlechtes Wetter, doch als ich morgens nach dem Reißverschluss des Zeltes greife, hört der regen schlagartig auf. Gutes Timing.
HolztruckDie Zelte werden notdürftig getrocknet, wir müssen früh los. Für das Holzfällercamp bleibt kaum Zeit, auch wenn wir uns zu gerne das Heli-Logging ansehen würden. Mit einem ausgewachsenen Chinook-Helikopter werden die geschlagenen Stämme ins Tal an den See befördert. Dort werden sie zu riesigen Flößen zusammengebunden und mit Schleppern den Fraser River hinab ins Sägewerk nach Vancouver bugsiert.
Die Wegstrecke am See entlang wird derweil immer schlechter, Dag hat Mühe, den vergleichsweise kurzbeinigen Freelander über Auswaschungen zu zirkeln. Und dann, „in the middle of nowhere“, wo man eigentlich schon mit den meisten SUVs Probleme bekommt, steht ein Camper mit seinem Suzuki Swift und angelt. Hut ab.
Zwischenstopp an einer Bucht. Wir sind nicht die einzigen hier. Um uns herum stehen überall Geländewagen mit Zelten oder Campingaufbauten. Und alle wundern sich über die „crazy Germans“ mit ihren „fancy cars“. Doch wir bekommen Verstärkung: Mit einer Gruppe seiner Kundenkommt der Land-Rover-Händler aus Richmond zu Besuch. Er bietet solche Offroad-Touren regelmäßig an, für viel ist es die erste Fahrt ins Gelände. Nach einem gemeinsamen Snack und Erfahrungsaustausch geht es in entgegengesetzte Richtungen weiter.

Die Brücken am FlussJetzt wird es haarig. Der Küchen-Disco fährt voraus, dann kommt Dag. Und bleibt gleich an der ersten Steigung hängen Der Boden besteht aus feinem Sand und großen lockeren Steinen. Die Traktionskontrolle des Freelander ist hier machtlos, wir müssen schieben. Im dritten Anlauf klappt es endlich.
Wir preschen im Range Rover hinterher. „Gaaas!!!“ Steine fliegen, die Fuhre schleudert hin und her. Jetzt bloß nicht stehen bleiben! Wir erreichen eine sichere Stelle und dürfen aussteigen – Dag hängt schon wieder.
Der Freelander kippelt auf zwei Rädern über einem Graben, die Traktionskontrolle ist völlig überfordert und das Automatikgetriebe wird langsam heiß. Eigentlich ein Wunder, dass wir so weit gekommen sind. Zugetraut hätten wir dem Freelander das nicht. Mit vereinten Kräften wird der „Kleine“ über den Engpass gewuchtet. Der Range schlägt sich deutlich souveräner, muss mit seiner Größe aber ziemlich gezirkelt werden. Mit-Organisator Hans-Hermann weist ein, Paul schiebt die Felsbrocken aus dem Weg. Vorwärts, rückwärts, wieder vorwärts und irgendwann ist die Stelle passiert. Allgemeines Schulterklopfen.
Da kommt der Funkspruch von vorausfahrenden Stefan: Es wird noch schlimmer. Der Disco hat die Strecke gerade so bewältigt, die beiden Range könnten es auch noch packen, aber das Risiko, beim Freelander kapitalen Schaden anzurichten, ist einfach zu hoch. Einige Felsbrocken haben bereits ihre Eindrücke im Schweller hinterlassen. Nicht auszudenken, würde man dort Reisegäste hinauftreiben. Also kehren wir um. „Ja, ja, it’s prescout!“
Unten am See fragt uns einer der Camper, ob der Weg passierbar sei. Mit Blick auf seinen betagten Chevy Blazer mit Aufsatzkabine winken wir ab: „Too dangerous!“ „Well, I’ll give it a try.“ Diese Antwort wundert uns nicht, Er hat ein überdimensionales Messer am Gürtel hängen, seine Kumpane fuchteln im Hintergrund mit einer Schrotflinte herum.
Für uns ist das Abenteuer dagegen schon fast vorbei. Nach ein paar Meilen sind wir raus aus dem Wald und wieder zurück in der so genannten Zivilisation.
Vancouveror dem Hotel in Vancouver sorgen wir noch einmal für Aufsehen, als wir mit den fünf völlig verdreckten Autos und staubigen Klamotten zwischen aufgeputzten Teenies und glänzenden Limousinen auftauchen. Es ist Prom Night, Schulabschlussball.
Die nächste Überraschung wartet im Hotelzimmer: Da steht mein Koffer mit all den Sachen, ohne die ich in den letzten Tagen doch ganz gut ausgekommen bin.

Irgendwas ist immer…

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Den allgemeinen Konsens, ein neueres Auto wäre ein Garant für sorgenfreieres Leben, hatte ich schon vor Jahren berechtigten Zweifeln anheimfallen lassen.

Natürlich, auf der Komfortseite hat sich einiges getan. Wo ich früher einen rauhen, lauten (immerhin) Turbodiesel per Handschaltung befehligte, beim Radio die Wahl zwischen Rauschen und Welle Nord hatte, die Lüftung mir jedesmal undefinierbare Krümel ins Gesicht blies und die Mechanik alle 7500 Kilometer nach neuem Öl und Filter rief, da sitze ich heute klimaautomatisiert, wähle nach Belieben aus einer dynamisch aktualisierten Senderliste, lasse die computergesteuerte Automatik den korrekten Gang wählen und wenn neues Öl fällig sein sollte, meldet sich das Fahrzeug tatsächlich selbst.

Ich wäre der letzte, der sich über solche hilfreichen Handreichungen beschwert, dennoch ziehe ich mittlerweile die Erkenntnis, dass diese Vorteile mit Demut erkauft werden müssen.

Demut darüber, dass ich hilflos aufgeschmissen bin, wenn die Klimaautomatik den Dienst verweigert, weil man a) einem bockigen Computer nicht einfach einen trockenen Klaps verpassen kann und b) zum hypothetischen Klapsen erstmal durch Schichten und Aberschichten von Abdeckungen und Dämmmaterial wühlen muss.

Demut darüber, dass eine dynamische Senderliste nur mehr Möglichkeiten bietet, denselben glattgelutschten Formatmist auf mehreren Sendern erdulden zu müssen.

Demut darüber, dass seltenere Servicetermine zwar oberflächlich Geld sparen könnten (es werden schließlich weniger Öl und Filter benötigt), diese Einsparung aber für teurere Materialien und mehr Arbeitswerte aufgefressen wird, weil sich die Mechaniker auch erstmal durch Schichten und Aberschichten von Abdeckungen und Dämmmaterial wühlen müssen.

Der Demut der kapriziösen Kraftübertragung versuche ich gerade, aus dem Weg zu gehen. Da muss ich jetzt etwas ausholen: In einem Technologietransfer hat BMW in den 90er Jahren Dieselmotoren bei GM (sprich Opel) gegen Automatikgetriebe getauscht. So kam es, dass es das Paket BMW-Diesel mit GM-Automatik nicht nur im 5er, sondern auch im Opel Omega gab. Soweit, so gut. Der Knackpunkt kommt jetzt: Während GM der eigenen Automatik definierte Wartungsintervalle verpasste, bei denen Öl und Filter zu wechseln sind, ersann man bei BMW das Konzept der Lebenszeitfüllung. Man nimmt also ein Getriebe eines anderen Herstellers, packt (zumindest zu Anfang) ein anderes Öl rein und sagt dem Kunden (und der Werkstatt), dass da künftig die Finger von zu lassen sind.

Der Kunde macht damit auf lange Sicht die Erfahrung, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Gerade mit den knackigen Drehmomenten der großen Diesel zerreibt sich das Öl dann doch irgendwann, worauf das Getriebe erst mit leichten Bockigkeiten und letzten Endes mit Ausfall reagiert. Und dann wird’s richtig teuer.

An dieser Stelle kommt der alerte Kunde (und anpassungsfähige Werkstätten) ins Spiel. Mal eben über den Zaun gespäht und festgestellt, dass man sehr wohl das Öl und den Filter wechseln kann – und auch sollte. (Interessant an dieser Stelle, dass auch BMW den Filter samt notwendigen Dichtungen auf Lager hat.)
Erschwert wird das Ganze dadurch, dass man heutzutage bei Automatikgetrieben gerne mal den Ölpeilstab weglässt, weil der unwissende Kunde da zum einen meist Mist misst und zum anderen auch jede Menge Dreck einbringen kann. Dem verantwortungsbewussten Kunden nimmt man damit allerdings auch die Möglichkeit, den Füllstand des Getriebes ohne Werkstattausstattung zu prüfen und zu korrigieren.

Zum Prüfen muss man jetzt nämlich bei laufendem Motor alle Gänge durchschalten und eine Kontrollschraube öffnen, aus der dann ATF austreten muss. Heißt also: Bühne (oder Grube), Auffangmöglichkeit und Pumpe/Spritze, mit der man den (teuren) Schmodder sauber ins Getriebe reinjaucht, während alles wieder rausläuft sowie eine dritte Hand, die dabei dann noch schnell die Schraube wieder reindreht. Ach ja, das Getriebe darf dabei eine Temperatur zwischen 30° und 50° C haben, alles andere verfälscht das Ergebnis. Und die Unterbodenverkleidung muss auch runter…

Und das war nur das Prüfen. Das Wechseln wird (dank fehlender Ablassschraube für den Wandler) noch diffiziler. Aber dazu kommen wir wahrscheinlich in den nächsten Monaten.

Am Ende ist man auf jeden Fall ölgeduscht, stinkt nach ATF (ungefähr schimmliger Himbeersaft) und hat festgestellt, dass der defekte Ausgangswellendichtring gar nicht soviel Öl hat austreten lassen, um die Sauerei zu rechtfertigen.
Wenigstens habe ich bei der Gelegenheit auch noch die Kurbelgehäuseentlüftung von Filtervlies (siehe schwarze Masse) auf Zyklonabscheider umgerüstet. Damit sollten die Rußexzesse beim Kickdown etwas geringer ausfallen.

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Weitere Erkenntnisse: der Fahrschemel vorne ist ziemlich schusssicher, aber auch grobschlächtig aus Vierkantrohren zusammengebraten. Das macht mir jetzt schon Angst für die anstehende Fahrwerksrevision. Man kommt nämlich auch nirgendwo mit Händen oder Werkzeug dran.

About time…

99.299 ... Zeit für eine kleine Aufarbeitung ...

Mittlerweile nenne ich die 2V-BMW schon 16 Jahre mein Eigen. In dieser Zeit habe ich schon einiges an Geld, Schweiß und Teilen in den Eimer investiert, aber trotz allem will ich sie nicht missen.

In den letzten 4 Jahren bin ich allerdings extremst wenig zum Fahren gekommen. Erst wegen des Umzugs nach Waiblingen und dann ging die Ärgerei mit den kleinen und großen Maleschen los. Erst ständig entladene Batterie wegen eines defekten Lichtrelais. Als dies behoben war, kam ich auf die beknackte Idee, wegen der klappernden Ventile einteilige Kipphebelböcke zu montieren. An sich kein große Sache, dann kamen mir jedoch die Stehbolzen entgegen.

Kaum war diese Sache aus der Welt geschafft, fing die Ölablassschraube an zu tropfen. Der Isolator zwischen Schraube und Temperatursensor hat offensichtlich einen Haarriss.

Den Rest des Sommers habe ich dann aus allgemein bekannten Gründen Jens‘ R 1100 GS bewegt. Diese Verschnaufpause für die 2V-GS hatte ich mir deshalb für eine etwas gründlichere Überarbeitung vorgenommen. Vergaserdichtsätze, Membranen und Federn besorgt (und prompt in den Umzugskartons verlegt), Vergaser abgebaut und zerlegt … dann wieder Pause wegen Umzug …

Jetzt sind die Vergaser aus dem Ultraschallbad zurück, Kleinteile sind bestellt und der Tacho geht zur Aufbereitung (Nadel zuckt). Danach noch TÜVen und hoffentlich noch ein paar Kilometer dieses Jahr fahren.

Für nächstes Jahr kommen dann etwas größere Aufgaben. So sollen die Köpfe überholt werden (und dabei gleich ein zweites Kerzenloch für eine spätere Doppel-/Digitalzündung bekommen) und wenn man eh schon in den Motor eingreift, dann können auch die Pleuellager und Kolbenringe neu. Und dann ist es auch kein Hexenwerk mehr, Pleuel und Kolben gewichtsmäßig anzugleichen. Ma gucken, was mir noch einfällt

Zeichentrick ist doch für Kinder …

Wenn wirklich nichts anderes zu finden ist, greift man in der Not auch mal zu einer herumliegenden Frauenzeitschrift mit einem austauschbaren Namen…Laura? Lisa? Ludmilla? Lars?

Oh, eine Kinoseite…was uns dort wohl erwartet?

Schon der Text zu „The Dark Knight Rises“ zeugt von Kompetenz und Konsequenz. „Düster, ernst, hoch spannend: So haben Sie Batman noch nie gesehen!“ Ähm, doch…zwei Mal mindestens schon, denn wie im nächsten Satz steht, spielt Christian Bale „den nachdenklichen Helden auch im dritten Teil der ‚Dark Knight‘-Reihe“.

Aber der Gipfel der fröhlich-naiven Dummlaberei ist (wie so oft – „…und wieder mit dabei: Walt Disneys quirlige Zeichentrickfiguren“) der Artikel über (den unfassbar idiotisch benamsten) „Merida – Legende der Highlands“ (der im Original schlicht und einfach „Brave“ heißt):
„Kein Jahr ohne niedliches Pixar-Abenteuer …“
Diese unendliche Ignoranz gegenüber dem Animationsfilm glaubte ich mittlerweile überholt. Und wenn man sich das Pixar-Oeuvre vor Augen führt, sind „The Incredibles“ oder „Cars“ eigentlich nicht sonderlich niedlich und auch „Toy Story III“ ist stellenweise eine knallharte Abrechnung mit dem Erwachsenwerden.

Aber gerade die deutsche Öffentlichkeit ist irgendwann stehengeblieben, als „Zeichentrick“ nur für Kinder war. Kleiner Tipp: einfach mal „Iron Giant“ schauen…oder, um in der Familie zu bleiben, Disneys „Atlantis“…

PS: der daneben stehende Artikel zu „Ice Age 4“ kam nicht ohne den Hinweis aus, dass Otto Waalkes Sid spricht …

Things I hate (and sometimes: why)

Radio-Moderatoren (und zwar für ihren ostentativen Frohsinn und die nervige Angewohnheit, Informationen als „News“ zu verkaufen, die ein halbwegs gebildeter Schimpanse schon vor einer halben Woche im Netz hätte lesen können. Um diesen Umstand zu betonen, befleißigen sich die akustischen Grinsekasper in der Regel des kleinen Abtönungspartikels „ja“, wie z. B. in „Gérard Depardieu hat ja in ein Flugzeug gepinkelt“)

Fleischfressende Pferde…

Es ist doch leicht verwirrend, wenn ein Pferd den Namen Diomedes trägt. Jener Diomedes (bzw. einer von den diversen, die die griechische Mythologie kennt), Sohn des Kriegsgottes Ares, stach besonders dadurch hervor, dass er vier Pferde (soweit noch ganz in Ordnung) sein Eigen nannte. Interessantes Feature dieser „Rosse des Diomedes“ war der Speiseplan, nährten sich diese vier doch von Menschenfleisch. Und jetzt der Knackpunkt: Laut einer der vielen Herakles-Sagen löste Herakles nämlich seine 8. Aufgabe, indem er den guten Diomedes seinen eigenen Pferden zum Frühstück auftischte. Also wirklich ein etwas ungewöhnlicher Name für ein Pferd…

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Knabbern wollte er aber dann doch nicht…das Gras war da viel interessanter und schmackhafter.

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Diomedes wird hier wahrscheinlich noch einmal auftauchen, dann soll es auch etwas mehr Action geben.

Warum nicht auch mal Eintopf…

Never change a running system. Wie sehr hat sich dieser Satz hier wieder als wahr erwiesen. Da die BMW zum Einstieg in die Saison gar fürchterbar mit dem Ventiltrieb geklappert hat und ich vorher eh schon im Affekt einen Satz einteilige Kipphebelböcke erworben hatte, hielt ich es vor zwei Wochen für eine gute Idee, frisch ans Werk zu gehen. Ein ausreichend feinfühliger Drehmomentschlüssel für die sensiblen Stehbolzen war rasch gefunden.

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Abgesehen von der öligen Sauerei lief auch soweit alles gut. Kipphebel vorsichtig in die Böcke eingeführt, die Nadellager dabei nicht auf dem Boden verteilt und folgend das Axialspiel mit den Distanzscheiben ausgeglichen. Doch beim Anziehen der Muttern , die die Böcke auf den Stehbolzen halten, ist es dann passiert: Bei eigentlich sanften 25 Nm kam mir gleich der erste Stehbolzen entgegen. Groooßartig. Es hat mich arge Beherrschung gekostet, nicht irgendwas mit Schmackes an die Wand oder ins Moped zu schmeißen.

Ventilsteuerung in Einzelteilen

Da der Bolzen nun auch soweit herausstand, dass der Ventildeckel nicht mehr draufging, konnte ich eine vorsichtige Fahrt zum nächstliegenden Spezialisten auch vergessen. Rumgemailt, rumtelefoniert. Siebenrock macht es wohl ordentlich, kann aber nicht abholen. Zum Glück bot eine Kollegin ihr Auto samt Freund und Anhängerkupplung an, noch fix einen Anhänger bei Obi reserviert und nun könnte es theoretisch losgehen.

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Um Geld und Zeit zu sparen, habe ich nun schon mal die ganze Vorarbeit geleistet: Stehbolzen raus, Zylinder gezogen (Kolben kann nach Entfernung des Kolbenbolzens drinbleiben). Und dabei auch gleich die Ursache fürs Malheur gefunden: Der Vorbesitzer hatte anscheinend schon einmal an derselben Baustelle herumgefuhrwerkt und seine grobschlächtigen Spuren mit einem Helicoil-Einsatz vertuscht. Hoffentlich ist nun noch genug Futter für eine TimeSert-Buchse, sonst habe ich da einen schönen Haufen Kernschrott herumstehen.

Der Übeltäter

Staying alive…

Es war eine Idee, die sich beim mittäglichen Kantinengang herauskristallisierte: Lasst uns doch noch mal einen Erste-Hilfe-Kurs machen. Schließlich war der Führerschein bei allen schon mindestens 10 Jahre her, allenfalls geisterten noch Schlagworte wie „stabile Seitenlage“ oder „Druckverband“ durchs Hirn.

Also Termin geklärt, Finanzierung geklärt und ab zur Johanniter-Unfallhilfe. Es sollte sich als überaus humorige Sache erweisen. Ob nun Kollegen bei der stabilen Seitenlage unsanft aufs Gesicht fallengelassen wurden oder die Eindrucktiefe bei der Herzdruckmassage mit „Bis wieder Grund kommt?“ vermutet wurde, bisweilen war die Ernsthaftigkeit auch mit der Lupe schwer zu finden…

Und wer einmal altklug behauptet hat, man müsse für den richtigen Rhythmus einfach nur im Kopf „Stayin‘ alive“ von den Bee Gees laufen lassen, der möge mir mal erzählen, wie man dabei noch bis 30 zählen soll.

Am Schluss war es auf jeden Fall ein gutes Gefühl, die ganze Sache mal wieder aufgefrischt zu haben. Man weiß zwar irgendwo in den hinteren Windungen des Hirns genau, was man zu tun hat, aber das Herausholen ist das Knifflige.

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